Wow, wer hätte gedacht, dass ich hier nochmals schreiben würde.
Man denkt manchmal, man sei an einem Punkt angelangt, an dem man erwachsen sei. Aber was ist das überhaupt?
Ich bin nun bald dreißig Jahre alt und kein bisschen das, was ich mir früher unter Erwachsensein vorgestellt hatte. Das ist frustrierend und erleichternd zugleich.
Wird man irgendwann zufrieden sein mit dem Ist?
Ich bin es nicht, jedenfalls nicht jetzt. Habe nichts "erreicht" in meinem bisherigen Leben, habe kaum noch gute Freunde, habe mich von meiner eigentlich gar nicht so verkehrten Familie entfernt, um nun weit weg von zu Hause mit einem Mann zusammen zu leben, der mehr Bub ist, den ich nicht liebe, der nicht zu mir passt. Ich bin genervt von seinen Vorgaben - und doch brauche ich sie. Denn ohne sie, ohne ihn, das spüre ich, wäre ich keinen Schritt weiter als damals. Als ich tags schlief und nachts wachte. Als mein Leben sich im Internet abspielte.
Inzwischen spielt sich mein Leben offline ab. Dafür bin ich einigermaßen dankbar. Und doch regt sich manchmal in mir die Sehnsucht nach damals. Als ich es nur mit selbst recht machen musste. Obgleich ich schon damit überfordert war.
Heute gehe ich geregelter Arbeit nach, die ich meistens ganz gerne mache. Es tut sich derzeit sogar die ein oder andere Perspektive auf, um vielleicht doch noch etwas weiterzukommen.
Ich habe ein tolles Sportteam gefunden, das ich mag, und bei dem ich mich gut aufgehoben fühle.
2015 bekam ich spontan vierbeinigen Familienzuwachs und teile seither mein Leben mit zwei schnurrenden Fellnasen. Ich habe es aus dem winzigen Wohnheim-Appartment heraus und in eine anständige Wohnung geschafft. Seit Anfang dieses Jahres habe ich außerdem meine Ernährung in Angriff genommen und fünfundzwanzig Kilo verloren. Das ist, neben meiner beruflichen Zukunft, derzeit das, was mich hauptsächlich beschäftigt.
Ach und als ich vor Kurzem zu Hause zu Besuch war, wäre ich gern dort geblieben. Aber dafür ist es derzeit nicht die Zeit, denke ich.
Noch nicht.