Donnerstag, 17. Mai 2012

Regenstimmung

In vielerlei Hinsicht: http://www.rainymood.com/

Aktuell gerade vermisse ich F.
Es kam vorhin bei SternVT ein Beitrag über Anna, eine ehemalige Crystal-Meth-Süchtige. Natürlich habe ich unentwegt an ihn denken müssen, wie es ihm geht, was er macht, ob er überhaupt noch lebt, ob er klarkommt, ob er sich vielleicht wünscht, dass jemand (ich?) sich von sich aus bei ihm meldet, weil er nicht die Motivation findet, sich bei jemandem zu melden. Ich war kurz davor, nach dem Telefonhörer zu greifen, doch dann ließ ich es. Wieso? Gute Frage. Es war ein Zusammenspiel von Gründen. Erstens kann er sich melden, wenn er Kontakt möchte; ich möchte mich ihm nach wie vor nicht aufdrängen.
Zweitens habe ich ihm erst vor wenigen Tagen Post zukommen lassen, in der ich verkündete, ihm nicht mehr hinterherlaufen zu wollen, aber dass ich jederzeit für ihn da sei.
Und drittens bin ich immer noch gekränkt, wenn ich daran denke, wie er sich mir gegenüber verhält.
Man neigt dazu, so etwas nach einer Weile zu vergessen oder herunterzuspielen. Aber ich halte es mir bewusst immer wieder vor Augen, wenn ich - wie so oft - vor dem Telefon sitze und ihn herbeisehne.
Ich wünsche mir so sehr, dass er anruft. So sehr.

Aber posten wollte ich ursprünglich etwas anderes:

Ich habe vor ein paar Tagen unter der Dusche eine kleine Erhebung am Brustansatz bemerkt. Jetzt beobachte ich die Stelle natürlich genau. Heute morgen habe ich mir eingebildet, es wäre größer geworden. Als ich einige Zeit später gelangweilt in der Vorlesung saß, überkam mich urplötzlich (und ich weiß bis jetzt tatsächlich nicht, woher er auf einmal kam) der Gedanke, dass eine Krebstherapie mir einen Anlass liefern würde, das Studium zu schmeißen. Ich war und bin immer noch ziemlich schockiert von meinen eigenen Gedanken. Zumal ich eigentlich gar nicht so unzufrieden bin mit dem Studium.
Ich empfand die Vorstellung einer Krebsdiagnose nicht als furchtbar oder gar als Todesurteil, sondern als Chance. Ich könnte das Studium schmeißen, mich behandeln lassen, also wieder gesund werden, und dann eine Ausbildung anfangen, ohne dass es als Bruch im Lebenslauf dastehen würde, denn für eine Krankheit kann man nichts, das kann einem keiner anlasten. Im Gegenteil, man hat den Mitleidsbonus.
Ich könnte auch einfach auf Reisen gehen und mich durchschlagen. Jeder würde das akzeptieren, denn wer dem Tod einmal ins Auge geblickt hat, will seine zweite Chance natürlich nutzen und etwas erleben. Dafür hat dann plötzlich jeder Verständnis. Vermutlich würde meine Familie sogar ihr Bestes tun, um das zu finanzieren. "Wer weiß, wie lange sie noch hat; vielleicht kommt der Krebs ja zurück."
Der Gedanke ist absurd, wahnwitzig. Er ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die derzeit gegen den Krebstod kämpfen.

2 Kommentare:

  1. Ich kann , wiedermal, deine gedanken verstehen! Mir ging es vor 3 monaten ähnlich und ich konnte einfach nicht mehr funktionieren und als ich dann psychisch völlig fertig war und meine fehlzeiten schon überstrapaziert waren, hab ich beschlossen mich beurlauben zu lassen!!! Das war die beste entscheidung überhaubt, denn wenn der körper schreit, sollte man auf ihn hören! Und selbst wenn dich keiner bei deiner endscheidung versteht, bist du es doch der damit leben muss! Und krebs würd ch mir niemals wünsche, denn nach der chemo, kannste dich eigendlich gleich selbst umbringen! Ich hatte vor nem halben jahr auch sowas am brustansatz, aber das war nur durch den druck des bhs entstanden...also keine angst!....und zum obigen text : ....manchmal ist es besser loszulassen, auch wenns tierisch wehtut, aber manche menschen sollen uns nicht für immer begleiten.... Lieben gruss anna m. :)

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  2. Glücklicherweise braucht man keine lebensbedrohliche Situation, um das zu tun, was man möchte. Jeden Tag, an dem man aufsteht, kann man seine Ziele ändern. Und das mit dem "Bruch" im Lebenslauf ist gar nicht so wild, wie die Ratgeber alle immer schreiben.

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