Mittwoch, 22. Juni 2011

Die Angelegenheit F.

Es ging mir mies und das liegt an dir.

Ich musste so lange und muss immer noch auf dein Vertrauen warten, muss mir immer wieder anhören, dass das Zeit braucht, und ich geduldig sein muss, und dann kommt sie und du erzählst ihr, die du gerade ein paar Stunden 'kennst', von deinen innersten Sorgen und Ängsten.

Ich muss tage- ja, wochenlang darum kämpfen, dass du mir ein klares 'Bekenntnis' deiner Zuneigung zugestehst, das ich für mich dringend brauchte. Mit Hängen und Würgen bringst du ein "Ich mag dich auch" zustande, über das ich mich so gefreut habe, nur um es dann nur wenige Minuten später komplett zu entwerten, indem du sie und mich durch dein unbedachtes "Ich mag euch!" auf eine Stufe stellst.

Du kriegst es nicht hin, mir von dir ausgehend zu sagen, dass du mich magst, sprich dass ich eine gewisse Bedeutung für dich habe, obwohl ich mehrmals darauf hingewiesen habe, dass ich diese Sicherheit gerade bräuchte. Vielleicht lag da der Fehler, denn ihr gegenüber scheinst du - für mich unverständlicherweise - kein Problem damit zu haben, zu meiner Bedeutung für dich zu stehen ("Ich mag sie sehr").

Ich bitte dich, am 01. Juli herzukommen, in der Hoffnung, dich sehen zu können, und deine Antwort besteht in etwa aus einem vagen "Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, aber eigentlich hab' ich es nicht vor". Nach einer Nacht Gespräch mit ihr heißt es von dir ausgehend zu ihr "Falls ich da bin, sieht man sich dann?"

Ich will dich nicht an sie verlieren.
Sie ist die bessere Ä., das weiß ich, und unsere Freunde wissen es auch, denn ich habe schon Freunde an sie verloren. Ich sehe eine Verbundenheit zwischen euch, von der ich befürchte, dass wir sie nicht haben, oder du sie nicht wahrnehmen könntest. Dazu kommt, dass du zu ihr genau dasselbe gesagt hast, wie einst zu mir: "Wir haben einen guten Draht zueinander" und "Wir brauchen wohl beide professionelle Hilfe". Ich sehe die Parallelen und bekomme Angst, ersetzt zu werden.

Ich habe darüber nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das kein Weltuntergang ist. Es ist längst nicht so schlimm, wie ich es in dem Moment empfunden habe, weswegen ich übrigens auch ins Bett gegangen bin; ich war nicht so wahnsinnig müde, ich konnte nur nicht mehr sehen, wie du mit ihr ganz easy bequatschst, was mir weitestgehend verwehrt bleibt.
Du magst mich, das weiß ich, und deine Zuneigung zu mir ist wahrscheinlich, hoffe ich, nicht mit der zu ihr zu vergleichen oder gar gleichzusetzen. Vielleicht gelten für unsere Freundschaft andere Regeln, als für eure, und ich muss eben mit unseren Regeln leben. Mein Bauchgefühl hat angefangen, Ansprüche auf dich zu stellen, und das ist nicht gut, daher denke ich, muss ich irgendwie emotional wieder ein wenig Distanz schaffen. Außerdem muss ich meine Taktik oder mein Verständnis im Umgang mit Freundschaft ändern: Ich muss aufhören, so hohe Erwartungen zu haben, und dir meine Hilfe, meine Emotionen und all das, was ich zu geben habe, aufzudrängen. Ich muss lernen, Freundschaft als Verbindung zwischen uns zu sehen, aus der ich für mich ziehen kann, was ich brauche, und in der ich dir anbieten kann, was ich zu geben habe, aber es dir überlassen muss, was davon du auch annehmen willst. Das klingt theoretisch gut, fällt allerdings praktisch sehr schwer; ich hoffe, du hast Verständnis.
Du sagst, du versuchst dich zu bessern; ich tu es ebenso.
Vielleicht kann ich dich deinem Verständnis nach nicht wirklich gern haben, weil ich dich nicht gut genug kenne, aber ich kann gern haben, was ich von dir kenne. Und ich habe aufrichtiges Interesse an dir in deiner Gesamtheit, mit allen seelischen Abgründen und oberflächlichen Witzeleien.

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