Donnerstag, 22. Dezember 2011

Das war's.

Ich habe, nach vorheriger Absprache mit M., soeben das [Projekt]-Team über meinen Rücktritt vom Projekt New York informiert. Ich muss erst mein Leben auf die Reihe kriegen. Ein bisschen tut's schon weh, aber erstens ist nun ein riesen Druck von mir genommen und zweitens muss ich mich um das andere kümmern, sonst muss ich mich bald um gar nichts mehr kümmern, und so weit will ich es nicht kommen lassen.
Die Zugfahrt heute war die Hölle. Ich hab sogar mitten unter den Leuten geweint, weil ich dauernd meinen eigenen Tod und meine Beerdigung gesehen habe und es einfach wieder zuviel war. Ich will mir doch gar nicht wünschen, tot zu sein..
Ich hab während der Fahrt mal schriftlich überlegt, unter was ich eigentlich leide. Hier das Ergebnis:


  • Starke Konzentrationsschwierigkeiten, besonders bei geistigen Tätigkeiten (Lesen, Unterbrechungen im Minutentakt durch Singen oder in-der-Luft-Rumgucken)
  • Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens/ 'Identitätsstörung' (Platz in der Gesellschaft/Welt?)
  • → Gefühl des Unverstandenseins
  • Rationalität vs. Emotionalität
  • Negatives Menschenbild vs. Positives Menschenbild (Misstrauen durch Empirie im Bezug auf andere (F.) vs. Klammern an Hoffnung durch Empirie im Bezug auf mich selbst/ 'Meine Aufrichtigkeit ist einzigartig'/ 'böse Welt' → Angst, immer einsam zu bleiben)
  • Starke Antriebslosigkeit → Kreislauf (Isolation → Sinnlosigkeit → Isolation)
    aber:
    Kein Problem in Gesellschaft oder bei aktiver körperlicher Tätigkeit (Wenn man sich mal aufgerafft hat, ist's gut, aber: Steigendes Unwohlsein je näher Alleinsein rückt)
  • Kurzweilige Euphorie ('Ich werd die Welt verändern', z.B. Aussteiger-Pläne)
  • Bewusstsein über 'Absinken' in der 'Krankheitsbild-Spirale' (Fürchten des nächsten Tiefpunkts, z.B. Rationale Feststellung, dass Tod besser wäre → Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben → Wunsch, tot zu sein (→ Wunsch, Leben aktiv zu beenden?))
  • Handlungsunfähigkeit bei Druck (Lieber Hinschmeißen → [Projekt], Prüfungen (sich für studienunfähig erklären lassen und Semester wiederholen))
  • Schweißausbrüche in konkreten Stresssituationen (Im Zug nach M.s Anruf)
  • Starke Emotionalität, sehr viel 'sinnloses' Grübeln (F. bis ins kleinste Detail verstehen wollen/ Unfähigkeit, Dinge als gegeben und unveränderlich hinzunehmen)
  • Wunsch, (bedingungslos?) geliebt zu werden → Erwartung an Menschen, genauso große 'Opfer zu bringen', wie ich sie zu bringen bereit bin
  • → Emotionale, psychische Abhängigkeit von/ totales Fokussieren auf immer einen einzelnen Menschen (abwechselnd)
  • Zeitweise Manie und Depression direkt aufeinanderfolgend, ausgelöst durch Unscheinbares (Roter Luftballon im Zug vor einiger Zeit)
  • Wunsch, 'dumm'/ nicht empathiefähig zu sein (volles Bewusstsein über Zustand → Leid)


Ich bin froh, nicht Psychologe oder Psychiater zu sein. Es treffen so viele Symptome auf so viele unterschiedliche Krankheitsbilder zu. Ich erkenne mich zum Beispiel in Beschreibungen von sowohl ADS-Erkrankten als auch Borderlinern wieder. Ich glaube, es wird echt nicht leicht, der Sache auf den Grund zu gehen. M. hat mir direkt seine Unterstützung zugesagt und mich gleichzeitig gewarnt, dass es hart wird. Ich freue mich über seine positive, verständnisvolle Reaktion, obwohl er nun wegen mir erstmal ein Problem hat. Ich hätte ihn vor unserem ersten Treffen bei ihm zuhause völlig anders eingeschätzt. Scheiß Vorurteile.

Frohe Weihnachten.

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